Zwei Wochen lang waren die Wahllokale der Aktion „Alle Wählen Tübingen“, die die ersten symbolischen Wahlen Tübingens veranstaltet haben, für Menschen ohne deutschen Pass und Menschen unter 18 geöffnet. Sie konnten vor der Bundestagswahl ihre Stimmen an verschiedenen Orten in der Stadt – etwa im Mädchentreff, im Asylzentrum, im Büro der Mobilen Jugendarbeit und an Pop Up-Wahllokalen – zwei Stimmen abgeben. Die Initiative wollte für politische Partizipation und politische Bildung werben und darauf aufmerksam machen, dass 14 Prozent der Erwachsenen in Deutschland nicht das Recht haben, bei der Bundestagswahl mitzuwählen.
Trotz der kurzen Vorbereitungszeit wegen der vorgezogenen Bundestagswahl erreichte „Alle Wählen Tübingen“ 137 Menschen ohne Pass oder unter 18, die ihre Stimmen abgaben. Bei einem Abschluss-Event im Jugendcafé Bricks zählten ehrenamtliche Wahlhelfer:innen die Stimmen aus und am Abend der Bundestagswahl veröffentlichte die Initiative die Ergebnisse: Sowohl bei Erst- als auch bei Zweitstimme holte Die Linke die meisten Stimmen der Bürger:innen, die bei der Bundestagswahl nicht wahlberechtigt sind. Bei den Zweitstimmen reichte es für Die Linke mit 46,6 Prozent knapp nicht für die absolute Mehrheit; den Linken-Direktkandidaten des Wahlkreises Tübingen-Hechingen, Ralf Jaster, wählten 36,6 Prozent. Auf Platz zwei und drei bei den Erststimmen folgten Asli Kücük (Grüne, 26 Prozent) und Florian Zarnetta (SPD, 19,8 Prozent). Christoph Naser (CDU) erhielt 8,4 Prozent der Stimmen.
Bei den Zweitstimmen landete die SPD auf Platz Zwei: 22,1 Prozent wählten die SPD-Landesliste. Für Bündnis 90/ Die Grünen stimmten 14,5 Prozent und für die CDU 6,9 Prozent. Sechs Stimmen waren ungültig.
Nicht nur Menschen ohne Wahlrecht durften bei „Alle Wählen“ abstimmen – auch für Deutsche über 18 gab es einen Stimmzettel. Die Frage danach, ob Menschen ohne deutschen Pass, mit festem Wohnsitz in Deutschland künftig bei der Bundestagswahl wählen dürfen sollten, beantworteten 91,5 Prozent der 129 Abstimmenden mit „Ja“.